Viele greifen aber auch auf Vectoring zurück
Die Internetnutzer wollen Vectoring Anschlüsse vor allem dort, wo keine Glasfaser verfügbar ist. Die Branche streitet sich allerdings zunächst über die Rechte.
Bisher gibt es kaum bis keine preiswerten FTTH (Fiber to the Home) Anschlüsse in der Bundesrepublik. Vectoring Anschlüsse sind also gefragt, da sie 100 Mbit/s liefern können. Während man in den USA knapp 80 Dollar pro Monat für einen solchen Anschluss bezahlt, kann man solche Preise in Deutschland nicht erzielen. Die Versorgung der Haushalte mit FTTH liegt in Deutschland 2015 laut Hartwig Tauber „sehr wahrscheinlich“ erstmals bei knapp 1 Prozent. In den USA wird das Google Fiber Netz in den Großstädten Chicago und Los Angeles ausgebaut.
Vectoring Anschlüsse sind besser als gar nichts

Glasfaserkabel
Vectoring Anschlüsse ermöglichen den Kunden immerhin Downloadraten von 100 Mbit/s und Uploadraten von 40 Mbit/s. Das sorgt für offene Arme, denn wo keine Glasfaser vorhanden ist, bietet sich dem Kunden so eine schnelle Alternative. Die Telekom gab bekannt, dass man 2015 ca. 4,6 Millionen Haushalte für das Vectoring fit gemacht hat.
FTTH laut Telekom in 10 Jahren bereit
Vectoring scheint für die Telekom ein Weg, den sehr teuren Ausbau des FTTH Netzes verschieben zu können. Erst in 10 Jahren sollen die Kunden ans Glasfaserkabel angeschlossen werden. Diesen Prognosen zufolge braucht ein Haushalt mit starker Internetnutzung von 4 Personen lediglich 208 Mbit/s Download und 50 Mbit/s Upload. Derzeit streitet man sich allerdings. Die Telekom möchte knapp 8000 Hauptverteiler in Deutschland Vectoring fähig machen, dafür aber von der Pflicht entbunden werden, der Konkurrenz VDSL Anschlüsse zur Verfügung stellen zu müssen. Laut Telekom könnten dadurch 80 Prozent der Haushalte in der BRD auf 100 Mbit/s kommen.
Bundesnetzagentur sieht die Pläne der Telekom positiv
Wettbewerber der Telekom haben sich beim Ausbau des DSL Netzes mehr engagiert. Aus diesem Grund will die Regulierungsbehörde auch beim Vectoring Ausbau diese Unternehmen bevorzugen. Grundsätzlich steht man den Plänen der Telekom aber positiv gegenüber.
Kupferkabel hat noch Potenzial das genutzt werden will
Das Kupferkabel könnte sogar noch mehr Leistung bringen, als die Vectoring Verbindungen, doch dafür müsste man investieren. Die Frage ist, ob sich diese Investition lohnt oder man gleich ins Glasfasernetz einsteigt.
Um das Kupfer entsprechend nutzen zu können, setzt man FEXT ein. Far End Crosstalk sorgt dafür, dass benachbarte Kupferadern sich durch Störeinflüsse nicht in die Quere kommen. Hierbei wird für jede Doppelader berechnet, welche Störeinflüsse auftreten können und anschließend werden diese Faktoren mit einem Gegensignal ausgeschaltet. So kann das eigentliche Nachrichtensignal verlustfrei übertragen werden.
Leider ist dieser Effekt schon nach 700 bis 800 Metern nicht mehr spürbar und kann dadurch das Glasfasernetz nicht ersetzen. Hersteller wie Huawei arbeiten trotzdem an neuen Vectoring Systemen. Mit Supervector wurde das Frequenzband von 17 auf 35 MHz erweitert. Dieses sogenannte Multiträgerverfahren unterteilt das gesamte Frequenzband in mehrere einzelne Subkanäle. Bisher endete der Frequenzspielraum jedoch bei 30 MHz.
VPlus ist noch effizienter
Alcatel-Lucent hat mit der VPlus Technik ein weiteres Ass im Ärmel. Durch die Erweiterung auf 35 MHz können Geschwindigkeiten von bis zu 300 Mbit/s erreicht werden. Kompatibel ist die Technik mit VDSL2 17a-Vectoring. Besonders in Gebieten mit einer hohen Kundendichte eignet sich VPlus laut Alcatel Lucent sehr gut in einem Radius von 1000 Metern. Bei G.fast liegt der Radius bei lediglich 300 Metern, zielt man hier allerdings auch auf weniger Teilnehmer ab.
Die Uploadrate bei VPlus ist allerdings noch unbekannt. Der Upload ist immer von zahlreichen Faktoren abhängig, wie beispielsweise die Entfernung vom Verteiler zum Kunden. Die Qualität des Kupfers spielt ebenfalls eine sehr große Rolle. VPlus eignet sich jedenfalls sehr gut, um 12x so viele Kunden zu versorgen als bei G.fast.
400 Mbit/s auf einer Entfernung von 300 Metern
Huawei konnte mit der Supervector Technik im Labor bereits 400 Mbit/s auf einer Entfernung von 300 Metern erzielen. Immerhin liegt man damit im Faktor 3 über den bisherigen Betreibern von VDSL2 Netzen mit Vectoring Technik. Nach 800 Metern erreichte man immerhin noch 100 Mbit/s. Derzeit verhandelt man mit der Telekom über die Supervector Technologie. Man erwartet in den kommenden Jahren, dass die Haushalte im GBit Bereich versorgt werden. G.fast kann durch eine Erweiterung der Frequenzen auf 212 MHz bis zu 2 GBit/s liefern. Die Schweiz verfügt über Swisscom bereits über die Technik von Huawei. Hier wird G.fast aktuell genutzt. Durch die Länge der Kabel ist man allerdings sehr eingeschränkt.
Schneller dank G.fast über kurze Strecken
Swisscom teilte mit, dass man im realen Umfeld bereits zwischen 285 und 402 Mbit/s erreichen würde, was den Downstream betrifft. Der Upstream liegt bei 85 bis 109 Mbit/s. Die finale Geschwindigkeit hängt von der Länge des Kupferkabels ab. Schon seit längerer Zeit habe man nun G.fast im Einsatz und testet ausgiebig. Der finale Einsatz mit flächendeckender Ausbreitung erfolgt gemeinsam mit der Firma Huawei.
Alcatel Lucent erzielt mit G.fast bis zu 150 Mbit/s auf 250 Metern und bis zu 500 Mbit/s bei 100 Metern. Ist das Kabel kürzer als 100 Meter knackt man aktuell die 1 GBit/s Marke. Die Telekom hält sich bedeckt, was die Ergebnisse zu deren Tests mit der G.fast Technik angeht. Man prüfe zwar ausgiebig, doch sei es laut Telekom Sprecher Niels Hafenrichter noch viel zu früh für genaue Angaben.
Weitere 10 Jahre warten, um dann das Glasfasernetz auszubauen könne man allerdings nicht. Die Konkurrenz schläft nicht und würde das Unternehmen überholen. Supervector und G.fast sind also ein erster Schritt in Richtung schnelles Internet zu günstigen Preisen.