DSL-Abschaltung in Deutschland: Was du jetzt wissen musst
Seit über 20 Jahren bringt DSL Internet in deutsche Haushalte – lange Zeit war es die Standard-Technologie für den Zugang ins Netz. Doch inzwischen gilt sie als überholt. Manche Anbieter haben schon damit begonnen, den Vertrieb klassischer DSL-Anschlüsse einzustellen. Nach und nach wird die Technik vom Netz genommen.

Hintergrund ist der Wandel hin zu moderneren Technologien, allem voran Glasfaser. Während in anderen Ländern wie Frankreich, Dänemark oder Schweden der Wechsel schon deutlich weiter ist, steckt Deutschland beim Thema DSL-Abschaltung noch in den Anfängen. Ein konkreter Zeitplan, wann das Kupfernetz endgültig vom Netz geht, fehlt hierzulande bislang.
Brancheninsider und Netzbetreiber fordern deshalb mehr Klarheit. Zum Beispiel betonte Vodafones Deutschland-Chef, dass ein verbindlicher Fahrplan helfen würde, den Glasfaserausbau zu beschleunigen. Auch auf europäischer Ebene wird darüber diskutiert – mit dem Ergebnis: Es wird keinen einheitlichen Abschalttermin für alle EU-Länder geben. Stattdessen sollen die Mitgliedstaaten je nach Situation selbst entscheiden, wie sie vorgehen.
Für dich als Nutzer heißt das: Es wird nicht über Nacht passieren – aber der Prozess läuft. Wer noch auf DSL setzt, sollte sich deshalb jetzt mit Alternativen beschäftigen.
DSL: Früher Fortschritt, heute ausgebremst
DSL (Digital Subscriber Line) kam Anfang der 2000er auf den Markt und revolutionierte den Internetzugang: Kein nerviges Einwählen mehr, eine dauerhafte Verbindung über eine Flatrate statt über minutengenaue Abrechnung, und das alles über die normale Telefonleitung. Für die damalige Zeit ein echter Fortschritt, und sogar relativ schnell.
Heute sieht das jedoch anders aus. Die Kupferleitung daher zwei entscheidende Nachteile: Die Datenrate ist verhältnismäßig gering. Streaming, Homeoffice, größere Downloads oder smarte Haushaltsgeräte bringen die alten Leitungen oft an ihre Grenzen. Die Infrastruktur, auf der DSL basiert, ist außerdem relativ störanfällig und teuer in der Wartung sowie im Betrieb.
Warum wird DSL abgeschaltet?
Der Grund ist eine Mischung aus Technik, Wirtschaft und Zukunftsplanung.

Zunächst mal ist DSL technisch längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Die Technologie basiert auf alten Kupferleitungen – einem Überbleibsel der klassischen Telefonnetze. Diese Leitungen sind störanfällig, energieintensiv (und damit eben zwangsläufig teuer im Unterhalt) und einfach nicht mehr dafür gemacht, die hohen Bandbreiten zu liefern, die moderne Anwendungen brauchen. Streaming in HD, Homeoffice mit Video-Calls, Gaming oder Cloud-Dienste – das alles bringt DSL-Anschlüsse daher inzwischen leider schnell an ihre Grenzen.
Dazu kommt: Netzbetreiber müssen aktuell zwei Infrastrukturen parallel betreiben – das alte Kupfernetz und moderne Glasfaserleitungen. Das verursacht hohe Kosten und macht den Betrieb zunehmend unwirtschaftlich. Kein Wunder also, dass die Anbieter ein klares Interesse daran haben, das „nervige“ Kupfernetz mittelfristig komplett vom Netz zu nehmen, zumal es bessere Alternativen gibt.
Ein Blick ins europäische Ausland zeigt, dass ein fester Abschalt-Termin hier den Wechsel deutlich beschleunigt hat. In Dänemark etwa haben konkrete Deadlines dafür gesorgt, dass der Glasfaserausbau zügiger vorankommt. Auch Frankreich verfolgt mit dem Anbieter Orange einen klaren Plan: Dort soll das Kupfernetz bis 2030 Geschichte sein.
Deutschland hingegen fährt noch „auf Sicht“. Das sorgt zwar für Flexibilität, macht den Prozess aber auch langsamer – und für viele Nutzer unübersichtlicher. Der EU-Rat hat kürzlich klargestellt, dass ein einheitliches Abschaltdatum europaweit nicht kommen wird. Stattdessen liegt die Verantwortung bei den einzelnen Ländern – mit dem Hinweis, dass beim Umstieg der Wettbewerb und die Rechte der Nutzer im Blick bleiben müssen.
Was bedeutet das für dich konkret?
Wenn du aktuell noch einen DSL-Vertrag hast, betrifft dich das Thema direkt. Zwar wird dein Anschluss nicht morgen abgeschaltet – aber es ist dennoch gut möglich (oder besser gesagt: sehr wahrscheinlich), dass dein Anbieter demnächst auf dich zukommt. In vielen Fällen wird bereits jetzt der Wechsel auf Glasfaser empfohlen oder zumindest angekündigt.
Betroffen sind vor allem Regionen, in denen der Glasfaserausbau bereits läuft oder schon abgeschlossen ist. Dort lohnt es sich für Netzbetreiber ganz besonders, alte DSL-Leitungen schnell abzuschalten. Auch bei Vertragsverlängerungen oder Tarifwechseln wird (je nach Region und Internetanbieter) häufig kein klassischer DSL-Anschluss mehr angeboten. In manchen Fällen werden Nutzer automatisch auf andere Technologien umgestellt – in anderen müssen sie selbst aktiv werden.
Wenn du also Post vom Anbieter bekommst, lies sie aufmerksam. Prüfe, ob dir ein neuer Anschluss oder Tarif angeboten wird – und was du dafür tun musst.
Wichtig: Wenn du nichts unternimmst, kann es passieren, dass dein Anschluss irgendwann (nicht heute, nicht morgen, aber in ein paar Jahren) einfach nicht mehr funktioniert. Oder dass du auf einem überteuerten Altvertrag sitzt, obwohl zweifellos längst bessere Angebote verfügbar wären.
Auch technisch kann der Wechsel Umstellungen bedeuten. Je nach Anschluss-Technologie brauchst du vielleicht einen neuen Router oder sogar einen Technikertermin vor Ort. Wer rechtzeitig plant, erspart sich dabei unnötigen Stress.
Welche Alternativen hast du?
Die gute Nachricht vornweg: Du hast heute bereits mehr Auswahl als noch vor ein paar Jahren. Die Technik hat sich glücklicherweise rasant weiterentwickelt – und es gibt für so gut wie jede Wohnsituation mindestens jedoch eine passend Lösung.
Glasfaser: Die zukunftssicherste Option. Hier kommt das Internet über eine reine Glasfaserleitung direkt bis in deine Wohnung oder zumindest bis dein Haus. Gigabit-Geschwindigkeiten sind möglich – und das Netz ist extrem stabil. Der Ausbau läuft in vielen Regionen, aber längst noch nicht flächendeckend. Wenn du die Chance hast, auf Glasfaser umzusteigen: Tu es.
Kabelinternet: Eine gute Alternative in vielen Städten und Metropolen. Läuft über das TV-Kabelnetz und bietet ebenfalls hohe Geschwindigkeiten – bis zu 1.000 Mbit/s. Allerdings kann es bei hoher Auslastung im Haus zu Geschwindigkeitsschwankungen kommen. Auch die Uploadgeschwindigkeit ist technologiebedingt deutlich langsamer als bei Glasfaser.
Mobilfunk (LTE/5G): Vor allem auf dem Land ist das möglicherweise die schnellste Option. Mobilfunkbasierte Internetzugänge haben sich in Hinblick auf Geschwindigkeit und Kosten stark verbessert, insbesondere mit 5G. Allerdings solltest du hier auf mögliche Datenlimits achten – viele Tarife sind noch nicht „unbegrenzt“ oder behalten sich daher ein „on demand“ vor. Dabei muss zusätzliches Datenvolumen „bei Bedarf“ nachgebucht werden. Je nach Größe dieser Datenpakete muss man dabei ggf. recht häufig nachbuchen. Empfehlenswert sind daher unlimitierte Flatrates ohne die „on Demand“-Klausel.
Satelliten-Internet: Wenn keine der klassischen Technologien verfügbar ist, kann Satelliten-Internet eine echte Alternative sein – besonders in sehr ländlichen Gegenden oder abgelegenen Gebieten. Anbieter wie Starlink bieten über ein Netz von Satelliten Internetverbindungen mit hohen Geschwindigkeiten und vergleichsweise niedriger Latenz. Die Installation ist einfach: Du brauchst lediglich eine spezielle Antenne, Strom und freie Sicht zum Himmel. Der Nachteil: Die monatlichen Kosten liegen meist über denen klassischer Anschlüsse. Auch die Hardware-Anschaffung ist nicht gerade billig. Dafür bist du komplett unabhängig vom lokalen Netzausbau.
Wichtig: Die Verfügbarkeit unterscheidet sich stark je nach Region. Am besten prüfst du direkt bei mehreren Anbietern, was an deinem Wohnort technisch möglich ist.





